Andalusien bildet den südlichsten Teil des spanischen Festlandes und ist eine der 17 autonomen Gemeinschaften des Landes. Nur eine Meerenge, die Straße von Gibraltar, die an der schmalsten Stelle 14 Kilometer breit ist, trennt Andalusien von Afrika und verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantik.
Genau diese optimale geografische Lage sorgte seit jeher dafür, dass die Region beliebtes Ziel verschiedener Völker war. Begibt man sich auf deren Spuren, erlebt man die Jahrtausende alte Geschichte Andalusiens, von der heute noch imposante Bauwerke zeugen.

  • Die Römer übernehmen das Land von den Karthagern

    11. Jhdt. v. Chr.

    Den Beginn machten die Phönizier und die Griechen, die im Süden Spaniens ab dem 11. Jahrhundert v. Chr. die älteste bekannte Monarchie gründeten. Tartessos galt dank seines Silberreichtums als Eldorado des Altertums. Populärwissenschaftler brachten Tartessos sogar mit der berüchtigten Stadt Atlantis in Verbindung. Es herrschte reger Bergbau, Metallverarbeitung und Handel, bevor die Karthager Andalusien zu ihrem Lebensmittelpunkt machten.

    Mit dem Sieg über die Karthager im Zuge der punischen Kriege im 3. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Römer die Herrschaft über das Land und gründeten die Provinz „Baetica“. Römische Niederlassungen wurden gegründet, die die Grundlage für die heutigen Großstädte bildeten. Um Obst und Gemüse von der Iberischen Halbinsel in ander Provinzen zu bringen, errichteten die Legionäre Schifffahrtswege, Meereshäfen und Straßenverbindungen. Für etwa 700 Jahre sollte der römische Einfluss bestehen bleiben.

  • Völkerwanderung und Christentum

    Der Zerfall des Römischen Reichs war dann der Startschuss für die Völkerwanderung, deren bedeutendste Vertreter, die Vandalen, auch einen Abstecher nach Andalusien machten. Lange Zeit hielt sich das Gerücht, dass dieses Wandervolk dem Land auch den Namen gegeben haben soll. Heute vertritt man eher die These, er würde einer späteren Zeit, der Regentschaft der Mauren, entspringen.

    Den Vandalen folgten die Westgoten, die Toledo zu ihrer Hauptstadt machten und langsam fasste auch das Christentum in Südspanien Fuß. Um 700 überquerten dann die Mauren die Straße von Gibraltar und eroberten die gesamte Iberische Halbinsel. Kein Volk sollte so bedeutende Hinterlassenschaften seiner Kultur im Land zurücklassen.

  • Der spanische Süden und die Mauren

    Die beinahe 800 Jahre dauernde Herrschaft der Araber war geprägt vom Zusammentreffen des Islam, des Christen- und Judentums, was ein gewisses Maß an Toleranz voraussetzte. Es wurde keine Bekehrung zum Islam erwartet, jedoch Unterwerfung. Andererseits wurden muslimische Regeln ein wenig großzügiger ausgelegt, was den Weinbau ermöglichte.

    Diese Jahrhunderte galten als Goldenes Zeitalter. Córdoba stieg zur Hauptstadt des Reichs auf und der zunehmende Reichtum ergab sich aus dem regen Handel mit Edelmetallen, Seide, Leder und Parfum. Auch landschaftlich erfolgte ein deutlicher Aufschwung, ermöglicht durch Bewässerungssysteme.

    Mitte des 8. Jahrhunderts begann der Bau an der Mezquita, der großen Moschee. Das beeindruckende Bauwerk in Córdoba ist seit der Reconquista eine römisch-katholische Kathedrale, die ihre architektonische Bedeutung allerdings aus der maurischen Epoche erhalten hat.

  • Die Reconquista fordert zahlreiche Opfer

    Die Reconquista, die christliche Wiedereroberung Spaniens, begann im 8. Jahrhundert. Mit Unterstützung der französischen Christen und später dem Papst wurden die Muslime vom Norden her zurückgedrängt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts mündeten die unerbittlichen Konflikte in die „Heiligen Kriege“. Die Christen kämpften gegen jede Art der Andersgläubigkeit. Ausgrenzung, Vertreibung, Verfolgung und Vernichtung gehörten zum Schicksal all jener, die nicht dem christlichen Glauben angehörten.

    Granada mit der Alhambra bildete Ende des 15. Jahrhunderts die letzte Bastion auf dem Festland, bevor das katholische Königspaar den Schlüssel zu dem Monumentalbau entgegennahm und die maurische Herrschaft damit beendet wurde. Die bedeutende Stadtburg auf Granadas Sabikah-Hügel gilt heute noch als eines der bedeutendsten Bauwerke islamischer Kunst und ist seit 1984 UNESCO-Weltkulturerbe.

  • Wirtschaftlicher Aufschwung durch die Neue Welt

    Durch Christus Kolumbus‘ Entdeckung der Neuen Welt tritt die Stadt Sevilla in den Mittelpunkt. Sevilla wurde nicht nur Zentrum des Handels, sondern entwickelte sich auch kulturell weiter. Neue Pflanzen und Nahrungsmittel kamen auf dem Seeweg nach Spanien und veränderten die Ernährungsgewohnheiten von ganz Europa. Später erhielt Cádiz das Handelsmonopol und erlebte seine Blütezeit. Die Renaissance und der Frühbarock beeinflussten die Architektur und prachtvolle Paläste, Kathedralen und Kirchen entstanden in ganz Spanien. Doch zu Beginn des 17. Jahrhunderts verlor Spanien seine Vormacht auf den Weltmeeren. Misswirtschaft, innenpolitische Schwierigkeiten und vier große Pestepidemien forderten ihren Tribut.

    Das 18. Jahrhundert war ein Zeitalter der Krisen, in dessen Verlauf Spanien zugunsten von England auf Gibraltar verzichten musste. Das darauffolgende 19. Jahrhundert brachte die Napoleonischen Kriege, unter denen Andalusien merklich litt. Soziale Unruhen lösten gegen Mitte des Jahrhunderts liberale Revolutionen aus und es kam zur ersten Republik. Diese hielt allerdings nur zwei Jahre lang, ehe sie wieder von der Monarchie abgelöst wurde. Das Jahrhundert wurde mit Aufständen und Unruhen der Bauern beendet.

  • Vom Ende der Kolonialmacht bis zum EU-Beitritt

    Nach dem Krieg mit den USA musste das einstige Kolonialreich Spanien auf Kuba, Puerto Rico und die Philippinen verzichten. Soziale und innerpolitische Spannungen und Konflikte begleiteten die Region noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die beiden Weltkriege gingen weitgehend an Spanien vorbei, zumindest was den militärischen Einsatz anging. Ab dem Jahr 1936 wurde das Land jedoch durch den Bürgerkrieg erschüttert, der General Franco an die Macht brachte. Seine Herrschaft endete erst im Jahr 1975 mit seinem Tod. Im selben Jahr wurde Juan Carlos der I zum König gekrönt und im Jahr 1982 wurde Andalusien der Status einer autonomen Region verliehen. Seit den sechziger und siebziger Jahren gewinnt die Region nicht zuletzt dank des Tourismus zusehends an Bedeutung. Neue Perspektiven in der Landwirtschaft erhofft man sich durch den Beitritt zur Europäischen Union, der im Jahr 1986 erfolgte.